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Ausstellungen

03.09.                     14.10.2016

Der Bakhnoug, ein gewebtes Buch

kuratiert von Paul Vandenbroeck

Zur Eröffnung der Ausstellung anlässlich der Open Studios am Samstag,
den 3. September, um 19.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Performance zur Eröffnung, Pé Vermeersch und Arne Deforce

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung


Ausstellungsansicht


Performance, Pé Vermeersch und Arne Deforce


Ausstellungsansicht


Detail

Fotos: Ilan Zarantonello, OKNOstudio


Traditionelle mediterrane – nordafrikanische – ländliche Gebiete. Analphabetismus. Subsistenzwirtschaft (Agrikultur, Pastoralismus). Geschlechterungleichheit. Keine persönliche Freiheit. Keine ästhetische Kreativität? Durch die weibliche Kunst des Stoffwebens erfüllt sich ein Sinn für Schönheit, gar das Erhabene, ein Verlangen nach persönlichem und intimem Ausdruck. Abstrakt und lesbar, offen und dennoch verschlüsselt.

Paul Vandenbroeck, Kurator am Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen, und Mitglied der Recherchegruppe IMMRC, KULeuven, beschäftigt sich seit 1991 mit nordafrikanischer Textilkunst. Als Ikonograf ausgebildet ist und spezialisiert auf die spätmittelalterliche figurative Kunst der Niederlande, faszinierten ihn die anonymen, einzigartigen Webereien, die sich von Marokko bis Libyen finden. Besonders die marokkanischen Teppiche mit ihrem chaotischen Stil und die tunesischen /libyschen Bakhnougs mit ihrem Sinn für Leere und ihren mikroskopischen Motiven, die aufgeladen sind mit vielschichtigen Bedeutungen (trotz ihrer fast vollständigen Abstraktion).

Obgleich in Nordafrika ein Diskurs über Textilkunst fehlt und die Ausführenden durchweg analphabetische Landfrauen ohne Schulausbildung waren, birgt diese Kunst eine Enzyklopädie von Gefühlen, Ideen, Leidenschaften, Ängsten, moralischen Maximen bis hin zu einer regelrechten Philosophie. Die Inhalte dieser Kunst sind hochkomplex und mit Worten kaum auszusprechen. Die Weberinnen drücken das, was ihnen bedeutsam erschien, auf eine rein abstrakte Weise aus. Keine kunstwissenschaftliche Lesart (ikonografisch, semiotisch, etc.) ist in der Lage, diese gewebten Bücher zu dechiffrieren. Vandenbroeck versucht, den abstrakten Code mithilfe einer psychisch-physischen Energetik zu entziffern. Dabei meidet er nicht Intuition, aber überprüft zugleich dieses gefühlte Wissen durch eine ganzheitliche Untersuchung der Kultur, aus der diese Kunst entspringt.

In der Villa Romana werden 25 einzigartige Stücke von Textilkunst aus den Sammlungen von Paul Vandenbroeck und Renata Anna Menzel (Wien) gezeigt. Die von Menzel in zwei Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung von musealer Qualität zählt zu den umfassendsten ihrer Art.


Radio Papesse im Gespräch mit Paul Vandenbroeck (Audiodatei in englisch)

Renate Anna Menzel, Sammlerin und Galeristin in Wien, im Gespräch mit Angelika Stepken


Arne Deforce ist ein herausragender belgischer Cellist, der für seine empfindsamen Interpretationen zeitgenössischer Kompositionen und sein extrem innovatives Cellospiel bekannt ist.

Pé Vermeersch ist eine Tänzerin, die unter anderem bei den legendären japanischen Meistern Akira Kasai und Min Tanaka studiert hat. Ihr Tanz gilt dem langwierigen und intensiven Vortrag experimenteller Körperebenen und der extremen Kraft entsprechender psychischer Kräfte. Sie projiziert ein direktes Einfühlungsvermögen in den Raum.

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