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Veranstaltungen

29.11.2014

Präsentation

Renato Ranaldi






Die drei Arbeiten, die Renato Ranaldi in der Villa Romana präsentiert – wo er 1984 schon eine Serie von Zeichnungen ausstellte, die in dem Band Angherie zusammengefasst wurden – sind die Zellkerne einer künstlerischen Haltung, die sich über den Zeitraum von mehr als 50 Jahren in Konzepten und Sprachen reichhaltig entfaltet hat.



Teoria (Theorie), 1976

Die Arbeit Teoria (Theorie) besteht aus drei Schachteln aus Zypressenholz, die 63 kleine dorische Säulen und 42 Architrave aus Holz enthalten. Sie kann wie ein Spiel betrachtet werden, das durch spontane und zufällige Geburten mögliche Systeme enthüllt. Die 105 kleinen Teilchen stellen die Basiselemente der Architektur dar, das Vertikale und das Horizontale. Jedes Element ist mit einem Wort gekennzeichnet, einem Begriff aus dem Lexikon, aber es könnte ein beliebiges Stichwort oder gar ein Name verwendet werden. Das Spiel basiert auf dem Prinzip der Kombinatorik: man wählt eine Basis, stellt drei oder mehr Säulen darauf und schließt mit dem Architrav. Daraus entsteht ein theoretisches Gerüst: jedes Element kann nach Belieben durch jedes andere ersetzt werden. Dieses Einbildungsgerüst, das von bestimmten Worten des großen Zufalls bestimmt ist, beansprucht ein Daseinsrecht. Wer diese Hypothese interpretiert, befindet sich auf der Schwelle zwischen Wort und Sinn. Eine Vokabel neben der anderen ist auf der Suche nach einer Verbindung für die Bedeutung, die es verdient. Man kann sagen, dass die Konstruktion von Sinn das Scheitern desselben beinhaltet, denn jedes theoretische Gerüst kann alles bedeuten und sein Gegenteil.


Mancamenti (Verfehlungen), 1978

Eine Tür öffnet sich, eine Person nach der anderen tritt in das Zimmer (das Atelier des Künstlers, das damals an der Piazza dei Ciompi lag) und fällt nach zwei Schritten vor dem Hintergrund einer weißen Wand auf den Boden. Die Kamera ist statisch, elf Minuten Super 8 - Film, eine Parade von Stürzen begleitet vom Klang des Dudelsacks. Es ist wie ein Slapstick, weil man schon vorab weiß, was der Nächste, der eintritt, tun wird. Jeder folgt der Einladung, ein Unglück zu fingieren, auf seine mehr oder weniger realistische Weise. Aber "der Fußboden ist hart", wie der Schlusstext des Films sagt. Wie stirbt man, ohne sich weh zu tun? Es ist die Fiktion eines Dramas und sein komisches Gegenteil. Der Film erzählt das wiederholte Scheitern beim Überzeugendseinwollen, er ist so grotesk wie dramatisch im Ausdruck einer authentischen Fiktion. Alles erscheint verfehlt: wer handelt, verschwindet, einer nach dem anderen, und projiziert ein schwaches Signal, generiert vom Zwang zur Repräsentation.


Timparmonico (Timparmonicum), 1971

Das Timparmonicum ist ein Selbstklinger, ein metallischer Klangkörper, der aus zwei stahlblechernen Pyramidenstümpfen besteht, die an der Basis miteinander verschweißt sind. Der Künstler gibt an, dass er während der Konstruktion des Instruments nicht genau wusste, was für einen Klangausgang das Objekt haben würde. Im Gegensatz zu traditionellen Musikinstrumenten, die meist eine breitere Öffnung für den Klangausgang bevorzugen, gab er den Spitzen der Form nur zwei enge Ausgänge. Wenn man die Oberfläche an zwei präzisen Punkten schlägt, erzeugt die Vibration im Inneren des Gegenstands eine Klangfülle, die in der Implosion eine Harmonie generiert. Das Timparmonicum entfaltet durch jede Art von physischem Kontakt eine breite Skala akustischer Möglichkeiten. Wenn man es an den Punkten schlägt, an denen sich Harmonie entwickelt, strahlen und verdichten sich gleichzeitig bestimmte Resonanzen, die raumbezogene Vorstellungen eröffnen.



Renato Ranaldi ist 1941 in Florenz geboren, wo er lebt und arbeitet. Er hat vielfach in Italien und international ausgestellt und zahlreiche Texte und Kataloge publiziert. 2014 erschien sein Buch Calamaio mistico über die intimen Gründe seiner Zeichnung. In den 60er Jahren durchläuft seine Arbeit verschiedene linguistische Ausdrucksweisen und Modalitäten. Anschließend wird der semantische Gebrauch von Material und Techniken stets in der Idee wurzeln, Systeme durch Verkehrung des Sinns umzustürzen. Ranaldi benutzt visuelle und akustische Sprachen, um Grenzen zwischen dem Wahrscheinlichen und dem Unwahrscheinlichen zu bezeichnen. Die Zeichen neigen zu bekunden, was in den geläufigen Sprachen eingeschlossen und was ausgeschlossen ist.  

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