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Ausstellungen

16.11.                     22.12.2012

Il giardino dei corpi

Antje Majewski, Piotr Nathan


Ausstellungsansichten, Fotos: Christine Fenzl

Antje Majewski und Piotr Nathan leben als Künstler in Berlin und praktizieren beide eine figurative Malerei, die in der Kombinatorik von Motiven und der Wahl ihrer Gegenstände surreale oder magische Züge annehmen kann: Figuren treten aus ihren schablonierten Formen oder gruppieren sich zu unwahrscheinlichen Begegnungen. Neben dieser eher vordergründigen Gemeinsamkeit verbindet beide Werke aber auch eine Ebene, die mit Begriffen wie Gabe und Hingabe operiert.

Bei Antje Majewski (1968 in Marl geboren) nimmt das Bild eine Art Mittler-Status zwischen Gegenstand und Narration/Kontext ein. Es geht um den Transfer von Dingen und Bedeutungen in Malerei und retour: aus dem Bild in utopische Szenarien. Nachdem Antje Majewski mehrere Jahre lang intensiv dem Weltgehalt von sieben Gegenständen nachgegangen war, (Die Gimel-Welt. Wie Objekte zum Sprechen kommen, Kunsthaus Graz, 2011), deren Bedeutung und Handhabung sie auf verschiedenen Kontinenten recherchierte und in Malereien und Videos übertrug, zeigt sie nun in der Villa Romana zwei neue Malerei-Zyklen: Die Elfenbeintürme stellen Leinwand-Stelen wie absurde Statthalter in den Raum. Ihre Bildmotive sind überdimensionierte porträthafte Imaginationen von Elfenbein-Drechselarbeiten aus dem späten 16. Jahrhundert. Umgekehrt werden in der Reihe der Werkzeuge banale Handwerksgeräte aufgewertet zu malerischen Ikonen. 

Piotr Nathan (1956 in Danzig geboren) widmet sich schon seit Jahren dem Werk Jacopo Pontormos und seinen zeichnerischen Körperstudien. Für Piotr Nathan reflektieren sie sein eigenes Sujet: den menschlichen/männlichen Körper in fragiler Balance zwischen „pleasure“ (Lust) und „power“ (Macht), Überschreitung und Unterwerfung. In der Ausstellung zeigt Piotr Nathan neben einem großformatigen, ironisch-subversivem Herkules-Gemälde eine Reihe von zarten Zeichnungen nach Pontormo sowie eine vor Ort gefertigte Wandzeichnung, der nur eine begrenzte Zeit der Evidenz vergönnt ist. Derartige Wandzeichnungen, die einerseits Spur seines Körpers sind und fragmentierte Widmungen an ein Sujet darstellen, hat Piotr Nathan bereits in verschiedenen Ausstellungshäusern realisiert. Fragestellungen nach der inneren und äußeren Natur des Menschen, Momente der Poesie und des Abgrunds durchziehen das malerische und zeichnerische Werk von Piotr Nathan. 

Der von beiden Künstlern gewählte Titel der Ausstellung - Il giardino dei corpi - spielt an auf die Ambivalenzen von Schönheit und Nutzen, Kultur und Kult, Leben und Vergänglichkeit, Form und Ungezügeltem. 

Beide Künstler stellen seit den 80er, bzw. 90er Jahren international aus: Piotr Nathan u.a. bei Kunst Werke Berlin (1992), Whitechapel Gallery, London (1993), Haus der Kunst, München (2001), Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Berlin (2002); Antje Majewski u.a. bei Malmö Kunstmuseet (1995), Kunsthalle Basel (1999), Generali Foundation, Wien (2004),  Salzburger Kunstverein (2008), Kunsthaus Graz (2011) und Frankfurter Kunstverein (2012).

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