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Ausstellungen

08.05.                     11.06.2021

INSECTOPIA

Robert Gabris

kuratiert von Elena Agudio

Zur Eröffnung der Ausstellung laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Soft Opening, Samstag, 8. Mai, 16 – 20 Uhr

18.30 Uhr
Gespräch im Garten mit dem Künstler Robert Gabris, der Direktorin der Villa Romana, Angelika Stepken, Kuratorin Elena Agudio und dem Anthropologen Jonas Tinius

limitierter Einlass in die Ausstellung mit Maske und entsprechend der Abstandsregelungen
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung


rosa murales

Ausstellungsansicht

rosa murales

Ausstellungsansicht

rosa murales

Ausstellungsansicht

rosa murales

Ausstellungsansicht

Foto: OKNOstudio


Eines Tages wachte der Künstler auf mit neuen Sinnen. Aus seinem Kopf begannen Antennen zu wachsen: lange, dünne, fadenförmige Erweiterungen seiner Wahrnehmung. Der Künstler fühlte neu. Neue Augen, die sich über den Körper hinaus erstreckten, erlaubten ihm, sich auf sich selbst einzustimmen, indem er sich auf die Welt einstellte.
Der Künstler verlässt den Raum, in dem er unzählige Stunden und Nächte verbracht hat. Er findet sich im Garten wieder. Der ist voll von Stimmen, strotzt vor Gerüchen, kitzelt die Füße, summt und hallt vom Zirpen. Der Künstler durchatmet eine neue Haut, nimmt Geräusche in sich auf, riecht eine neu empfundene Welt. Er sieht. Und sehend wird er zum Insekt - mehr als nur menschlich. Die Verwandlung geschieht nicht mit einem Wimpernschlag, sie entfaltet sich als wundersame und verletzende Passage, als schmerzhafter Prozess des Werdens.
Im Vergrößerungsglas des transparenten Gartenpavillons inszeniert Robert Gabris seine Metamorphose neu, die er während einer Residenz in der Villa Romana im Herbst 2020 gelebt hatte. Dass er anders, zum Tier wurde und ein Leben am Rande des Menschlichen verkörperte, bedeutete nicht einfach, Noch-nicht-Vertrautes zu umarmen. Vielmehr konfrontierte sich der Künstler mit einem andauernden, nicht aufschiebbaren Reparaturprozess, der unmittelbar bevorstand. Während sich in Kafkas Erzählung Gregor Samsa in ein Insekt verwandelt, weil eine spießbürgerliche Gesellschaft sein Inneres unwiderruflich zerstört hat, materialisiert sich Gabris Transfiguration als eine künstlerische Strategie, um erstickenden Strukturen bestimmter Identitätspolitiken entgegenzutreten. Sie wird zu einer poetischen Lizenz, um Kategorisierungen des Lebens - wie sie die modernen Infrastrukturen der Wissenschaften (Biologie, Psychologie, Zoologie und Anthropologie) und deren Speicher, Museen und Archive durchdringen - zu durchkreuzen, lächerlich zu machen und mit ihnen zu spielen. Gabris vollzieht eine exzentrische Positionierung am Rande des menschlich Denkbaren. Er wird, und zwar mit dem Schutt natürlicher und künstlicher Ökologien, die unser Sein umgeben und prägen. Als Spielverderber würgt er seine Verweigerung hoch. Er umarmt das Seltsame, um die Hybris hegemonialer Erzählungen zu konfrontieren und zu stören, um in eine imaginäre, (un)mögliche Daseinsberechtigung überzuschwappen.


R
obert Gabris, geboren 1986 im slowakischen Hnúšťa Likier, lebt und arbeitet in Wien. Er schloss 2010 sein Bachelorstudium an der Akademie für angewandte Kunst in Bratislava ab und erhielt 2015 sein Diplom an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Gabris arbeitet konzeptuell und experimentell mit dem Medium Zeichnung. Seine oft autobiographisch inspirierten Arbeiten setzen sich kritisch mit Identitätsfragen auseinander und setzen der Ausgrenzung sozialer Gruppen sowie Rassismus ein visuelles Empowerment entgegen. Seine Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, u.a. 2020 in der Sopa Gallery, Kosice, im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart, in der Prague Biennale und im Survival Kitt11, 2019 in Bergen Assembly, Bergen und 2016 in der Gallery Tranzit, Bratislava.

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