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Ausstellungen

26.06.                       30.08.2013

Speaking to Others: Who Speaks to Who

William Furlong

27. Juni 2013 um 18 Uhr
Lucia Farinati im Gesprӓch mit William Furlong 



Ausstellungsansichten

Joseph Beuys im Interview mit William Furlong im Victoria & Albert Museum, London, 1983
Foto: Audio Arts - Courtesy Tate Archive

"...ebenso besteht die Notwendigkeit, sich auf einen bestimmten utopischen Zukunftsentwurf für die Gesellschaft zu besinnen, wobei diese Utopie keinen irrealen Moment darstellt … wir haben erneut die Pflicht, darüber nachzudenken, was wir morgen tun können, was wir nӓchste Woche tun können, was wir in einem Monat tun können, und all diese Dinge … und daher handelt es sich um eine Art Produktion für das Jetzt und nicht für irgendeine Zukunft … die Menschen sollten sich beispielsweise beteiligen, wenn über die Probleme gesprochen wird … mit den Menschen über diese Probleme sprechen …" (Joseph Beuys, 1974)

Die Ausstellung Speaking to Others: Who Speaks to Who zeigt eine neu in Auftrag gegebene Arbeit des britischen Künstlers William Furlong, die dieser eigens für die Rӓume der Villa Romana in Florenz konzipiert hat.

Die Arbeit vereint einige bedeutende Künstlerstimmen, die von Furlong im Rahmen seines Gemeinschafts-projekts Audio Arts zwischen den Jahren 1973 und 2007 aufgenommen wurden. Darunter befinden sich die Stimmen von Joseph Beuys, Mario Merz, Nam June Paik, Susan Hiller, Richard Serra, Mary Kelly, Richard Hamilton, Lawrence Weiner, Rachel Whiteread, Richard Wentworth, Gerhard Richter, Dieter Roth, Tracey Emin, Jean Tinguely und Sarah Lucas.

Analog zu früheren Arbeiten, wie beispielsweise To Hear Yourself as Others Hear You (South London Gallery, 2003) und Intelligence (Tate Britain, 2000), entwickelt Speaking to Others: Who Speaks to Who die Idee eines konstruierten Gesprӓchs als einer Montage von Originalaufnahmen, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten erstellt wurden, weiter.

Der Werktitel - Speaking to Others: Who Speaks to Who – bezieht sich direkt auf ein sprechendes Subjekt, impliziert aber auch das zuhörende Subjekt. Es handelt sich um eine auf Wechselseitigkeit beruhende Handlung, einen relationalen Raum, der von der menschlichen Stimme erzeugt und definiert wird. Ein kreativer Schaffensprozess, bei dem die gesprochene Sprache als künstlerisches Material und als Modus Operandi selbst fungiert.

Der Werktitel bezieht sich in besonderem Maße auf das Werk von Joseph Beuys und sein Konzept der Sozialen Plastik, das sich hier als ein performativer, mittels Rede und Diskussion aktivierter Raum manifestiert. Furlong traf sich mehrmals mit Beuys und zeichnete im November 1974 seine berüchtigte Performance am Institute of Contemporary Arts in London auf. 1983 interviewte er Beuys im Victoria & Albert Museum und im Oktober 1985 in der Galerie Anthony d’Offay anlӓsslich seiner Installation Plight.

Erstmals nach dem Erscheinen der Beuys-Interviews bei Audio Arts, greift Furlong auf die unveröffentlichten und unbearbeiteten Teile der beim ICA erstellten Aufnahme zurück. In der Installation für die Villa Romana verbinden sich die von Beuys artikulierten Worte und Ӓußerungen zu einer sehr persönlichen Klangskulptur, die auf prӓgnante Weise die von Furlong und Beuys in der Mitte der 1970er Jahre geteilten politischen und ӓsthetischen Anliegen in Erinnerung ruft.

Speaking to Others: Who Speaks to Who stellt demnach eine doppelte künstlerische Handlung dar: eine Klanginstallation, die den Zuhörer und den ihn umgebenden Raum (aktivierte Zuhörerschaft) aktiviert, und, in größerem Rahmen, ein Stimmenarchiv, das nicht nur eine reine Tondokumentation bildet, sondern einen Hörraum erzeugt, der ein Ort für und über künstlerische Erfahrung ist.

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