
Sajan Vazhakaparambil Kolavan Kalyanikutty Mani ist ein Künstler, dessen Praxis die Schnittstellen von Performance, Archiven und Dalit-Bewusstsein hinterfragt. Ein zentrales Thema in seiner Arbeit ist die Resonanz der Ahnenstimmen, die sich kritisch mit dem Gewicht der kolonialen Geschichte und ihren zeitgenössischen Manifestationen auseinandersetzt.

Elia Nurvista ist eine Künstlerin, deren Praxis sich kritisch mit der Politik der Ernährung auseinandersetzt, um Machtstrukturen, soziale Hierarchien und wirtschaftliche Ungleichheiten zu untersuchen. Durch eine Vielzahl von Medien – einschließlich Workshops, Studiengruppen, Publikationen, site-specific Arbeiten, Performances, Videos und Installationen – erforscht sie die sozialen und politischen Implikationen von Ernährungssystemen und adressiert breitere Themen wie Ökologie, Geschlecht, Klasse und Geopolitik.

Chaveli Sifre ist eine multidisziplinäre Künstlerin, deren Praxis Heiltraditionen, die Hierarchie der Sinne, Botanik und die Glaubenssysteme, die sie prägen, untersucht. Durch Installationen, Skulpturen, Malerei und partizipative Performances erforscht sie die Schnittstellen von Wissenschaft, Spiritualität, Ritual und Heilmethoden und sucht nach der Wiederherstellung ihrer lange verlorenen Verbindungen.

Raul Walch ist ein visueller Künstler, dessen Praxis von politischem und ökologischem Engagement geprägt ist. Nach dem Studium der Skulptur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee setzte er seine Studien in der Klasse von Olafur Eliasson an der UdK Berlin fort und war später Stipendiat am Institut für Raumexperimente. Seine Arbeiten nehmen oft die Form von Segeln, Mobiles, Drachen und Fahnen an, die durch kollaborative und performative Prozesse entstehen.
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SAVE THE DATE!
Donnerstag, 4. Dezember 2025
18:00 - 21:00
Other Forms of Sensing - Elegies for 120 Years of Villa Romana
Casa di Goethe
Via del Corso 18, Rome
Programm
18:00 Uhr – Performance von Raul Walch
Von der Piazza del Popolo zur Casa di Goethe
18:20 Uhr – Performance von Sajan Mani
Casa di Goethe, Museum (1. Stock)
18:40 Uhr – Performance von Chaveli Sifre
Casa di Goethe, Bibliothek (2. Stock)
19:00 Uhr – Vortrag über die Geschichte und Gegenwart der Villa Romana
Mit Elena Agudio (Direktorin der Villa Romana) und Mistura Allison (Kuratorin und Projektkoordinatorin der Villa Romana)
Moderation: Gregor H. Lersch (Direktor der Casa di Goethe)
18:00 – 20:00 Uhr – Präsentation der Arbeiten von Sajan Mani, Elia Nurvista, Chaveli Sifre und Raul Walch. Das Museum Casa di Goethe bleibt geöffnet.
Veranstaltung in englischer Sprache. Eintritt frei.
Other Forms of Sensing lädt das Publikum ein, die 120-jährige Geschichte der Villa Romana nicht als linearen Ablauf von Ereignissen zu erleben, sondern als eine Pluriphonie vieler unterschiedlicher Stimmen und Erzählungen. In Anlehnung an Goethes Römische Elegien, in denen die Elegie eine metrische Form ist, die sinnliche Wahrnehmung schärfen soll, statt sich wehmütig der Vergänglichkeit zuzuwenden, öffnet der Abend einen Raum, sich auf jene Echos, leise Stimmen, Resonanzen und zarten Gesten einzulassen, die das Leben einer Institution formen und prägen.
Das Programm beginnt mit Il Viaggiatore, einer itineranten Performance von Raul Walch. Indem der Künstler die Teilnehmenden von der Piazza del Popolo zur Casa di Goethe führt, verwandelt sich der Spaziergang in eine lebendige Verbindung zwischen Stadt, Körper und Archiv. Walchs Bewegung ist eine Hommage an die vielen Menschen, die im Laufe der Jahrzehnte die Strecke zwischen Florenz und Rom zurückgelegt haben und spiegelt zugleich Goethes eigene Erfahrung wider, einen Ort durch Wandern und Reisen zu erschließen. Um einer Institution näherzukommen suggeriert die Performance, einfach auf sie zuzugehen und dabei Straßen, Luft und zufällige Begegnungen in eine sich entfaltende Erfahrung einfließen zu lassen.
Sajan Manis Waiting for Goethe: delivered stellt Fragen zu Sprache, Migration und der Politik der Präsenz in den Mittelpunkt. Der Künstler versetzt sich in die Rolle eines Riders und schreibt Alphabete in seiner Muttersprache Malayalam, sowie einen Brief an Goethe. Damit verweist er auf die verflochtene (Zeit-) Geschichte zwischen Kerala und Deutschland, geprägt von Missionaren früher und den Routen von ArbeitsmigrantInnen heute. Das Warten wird so zugleich praktische wie kritische Praxis, während das Schreiben zur Methode wird, sich selbst, und ebenso die sprachlichen Welten, die er mitbringt, in einem Haus zu verankern, das historisch auf ein anderes imaginäres Selbst ausgerichtet ist.
In den Räumen der Casa di Goethe begleitet Chaveli Sifre die ZuschauerInnen mit Tocando Luz (Touching Light) auf eine andere sensorische Ebene. In einem abgedunkelten Raum geben Biolumineszenz-Maracas, die gehalten, berührt und geschüttelt werden, kurze Lichtimpulse ab. Die Performance spielt mit der Divergenz zwischen tocar (berühren) und spielen/suonare (spielen/ertönen lassen) und versteht Wahrnehmung als aktiver Austausch, der aus dem Kontakt entsteht. Während Goethe versuchte, Farbe durch aufmerksame und verkörperte Beobachtung zu verstehen, verwebt Sifre diese Geste mit den karibischen Kosmologien, die ihre eigene Geschichte ausmachen, und verwandelt das Haus in eine lebendige sensorische Erfahrung, in der Licht, Duft, Rhythmus und Ritual miteinander verschmelzen.
Während des Abends werden auch Werke von Elia Nurvista präsentiert, darunter neue Arbeiten aus The Texture, die in diesem Jahr erstmals in der Villa Romana gezeigt wurden. Ihre Forschung beschäftigt sich mit Fragen extraktivistischer Politiken in den Bereichen Ernährung und Arbeit und verankert das Programm gleichzeitig in den Politiken des Alltags. Durch ihre Arbeit wird das Fühlen nicht nur atmosphärisch, sondern auch körperlich erfahrbar, verankert in den Substanzen und ökonomischen Strukturen, die das Netz globaler Verbindungen formen.
Other Forms of Sensing versammelt diese Gesten in elegischen künstlerischen Formen, die eher zuhören als sprechen. Das Programm lädt das Publikum ein, das Künstlerhaus Villa Romana nicht über genaue Daten oder Dokumente wahrzunehmen, sondern über Bewegung, Tastsinn, Sprache und Materie. Wie in Goethes Elegien, in denen die Vergangenheit durch die Begegnung des Körpers mit einem Ort erfahrbar wird, möchte der Abend zeigen, dass das Leben einer Institution nicht nur in Jahren gemessen wird, sondern in den sinnlichen Welten, die sie pflegt, und in den Zukünften, die sie zu imaginieren wagt.


